Aufwärmen im Wettkampf – Gedanken und Beobachtungen
Jeder Trainer spielt mehrere Rollen: Instruktor, Coach, Mentor – um nur einige zu nennen – ebenso wollen wir den mündigen Athleten, der aber in manchen Situationen nun aber doch so handeln soll, wie der Trainer es sich wünscht – Gedanken zum Warm Up im Wettkampf.
Ich glaube in einer Zeitung nennt man die Artikel, in denen man gerade schreibt, was einem so im Kopf rumschwirrt Editorial oder Kolumne. Dieser Artikel stellt einen kleinen Auszug meiner Gedanken zum Warm Up im Wettkampf dar.
Es gibt verschiedene Aufwärmprogramm, funktionelle, aktivierend-kräftigende, lauforientierte, sportartspezifische und die verschiedensten Mischungen – der Athlet lernt am Anfang seiner Karriere verschiedenste Übungen und führt diese ab einem bestimmten Alter im Training eigenständig durch, auch sucht er sich letztendlich irgendwann die Übungen heraus, die für ihn am besten passen.
Bei der Fußball WM in Südafrika habe ich mir das erste Mal Gedanken darüber gemacht, ob es in Ordnung oder wie gut es eigentlich ist, dass sich meine Athleten im Wettkampf selbstständig aufwärmen. Für Joachim Löw und sein Team war es augenscheinlich nicht ok – hier wurde das Team, was kurze Zeit später die Startelf darstellte vom Fitnesstrainer aus dem Athletes’ Performance © - Team, nach dem Aufwärmen mit dem Ball noch einmal explizit funktionell aufgewärmt – geführt, geleitet und kontrolliert vom dem angeheuerten Fitnesstrainer – abgeschlossen dann noch mit einem gemeinsamen Schlachtruf. Nichts dem Zufall überlassen, dass war sicherlich die Devise der Bundestrainer – eine gute Devise wie ich finde. Warum denn nicht im wichtigsten Moment (im Wettkampf) genau das selbe machen, wie in jedem Training? Das Warm Up überwachen, Hinweise geben, die Athleten motivieren – oft haben wir es doch mit pubertierenden Jugendlichen zu tun, die zwar die beste Leistung bringen möchten, aber dann doch manchmal in der Vorbereitung den Fokus verlieren – sicherlich muss man hier einen schmalen Grad zwischen Lernprozess, Selbstständigkeit und Instruktion bewandern, aber dies muss jeder Trainer für sich selber entscheiden.
Ich bin auch dazu übergegangen, bestimmte Element mit einigen Spielern zusammen durchzuführen und habe da bisher gute Erfahrungen gemacht – aber auch der Spieler muss rückmelden, wie es empfunden wurde, hat es geholfen, war es nützlich – oder hat es vielleicht die Vorbereitung gestört – Reflektion und Kommunikation sind da also wie immer auch gefragt.
Ich möchte noch ein konkretes Beispiel nennen, dass ich bei einem internationalen Badmintonturnier beobachten konnte: nach einem individuellen (oder vielleicht sogar vorgegebenen) lockerem Aufwärmen gab es insgesamt drei verschiedene Blöcke, die die Trainer instruierten, Start ansagten oder Richtungen anzeigten:
Block 1: Sidesteps
Alle Spieler standen aufgereiht und führten nach angezeigter Richtung Sidesteps nach links, rechts, vorne oder hinten durch.
Block 2: Netzsprünge
Alle Spieler standen wieder aufgereiht im breiten Stand und offensiver Erwartungshaltung und führten auf ein Signal des Trainers einen Sprung nach links oder rechts in den Ausfallschritt durch – danach wurde disziplinspezifisch die Deckung eingenommen – hier also ein Unterschied zwischen Einzel- und Doppelspielern gemacht.
Block 3: Bälle sammlen (Ecken laufen)
Hier stellte jeder Spieler 3 Bälle auf, die in Reihenfolge von einem zum anderen Ort (3 Bälle – vier Ecken – ca. 3 m Quadrat) transportiert worden sind – ein besonderer Fokus lag dabei auf einem schnellen Start aus der Mitte zum nächsten Ball, dabei wurde entweder mit Nachstellschritten oder mit Drehung aus der Ecke in die Mitte gearbeitet.
Das gesamte „französische Aktivierungsprogramm“ dauerte ca. 15 Minuten (jeder Block ca. 5 min)– etwas zuviel für meinen Geschmack – aber Warm Up ist immer spezifsich und indivduell – und jeder Trainer muss die Entscheidung treffen, was er in die Selbstständigkeit bzw. Verantwortung seiner Athleten liegt – Joachim Löw hatte in Südafrika ein klares Bild.
Diemo Ruhnow
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